Im Tal von Alamut
Das sagenumwobene Tal von Alamut, einst Rückzugsort der Assassinen, einer Marihuana rauchenden Sekte, die Mord gezielt als politisches Mittel einsetzte (so die undifferenzierte, aber populäre Version), ist auch für mich Neuland.
Die Fahrt von Qazvin im Savvari über Pässe ins Tal hinein ist spektakulär. Das Tal liegt im Alborz Gebirge, dessen Gipfelkette sich von West nach Ost durch den Norden Irans zieht und hier über 4000 m hoch aufragt.
Die erste Nacht habe ich mich in einem Homestay im Ort Ghazor Khan, unterhalb der bekanntesten Festung der Assassinen angemeldet. In den Gästebüchern haben frühere Besucher Berichte geschrieben und Wanderkarten gezeichnet, es gibt im Tal keine professionell angelegten Wanderwege. Am Nachmittag unternehme ich eine Wanderung nach Andej, die sich als echtes Abenteuer entwickelt. Auf schwierigem Untergrund und durch felsige Canyons folge ich dem GPS und schmalen Tierpfaden.
Glücklich in Andej angekommen fährt mich ein freundlicher Jugendlicher zur Hauptstraße, um ein Taxi zurück nach Ghazor Khan zu bekommen, es ist bereits dunkel. Ich bin der einzige Gast im Homestay bei einer alten Frau, der kleine Schlafsaal im Obergeschoss verfügt über eine kleine Terrasse, die auf den Marktplatz und vereiste Gipfel blickt und über einen Ofen, der mit Benzin befeuert wird. Nachts wird es hier auf 1800 m Höhe kalt, ich kann mich also entscheiden, ob ich an Benzindämpfen ersticken oder doch lieber erfrieren will und entscheide mich für eine Mischung aus beidem und lasse die Tür offen.
Am nächsten Tag erhole ich mich vom Adrenalinrausch des Vortages in einem etwas luxuriöseren Homestay in Zarabad. Die Gastgeber sind ein reizendes Aussteigerpaar aus Teheran, auch hier bin ich der einzige Gast, geschlafen wird traditionell auf einem dünnen Futon auf dem Boden. Am Persischen Golf wird das später Standard werden.