Nach Nepal
Ich nehme den Nachtbus an die nepalesische Grenze. Zur Einstimmung esse ich vorher frittierte nepalesische Momos/Teigtaschen, die Krautfüllung stößt mir noch die ganze Nacht auf. Als Abfahrtsort steht auf meinem Ticket „In der Nähe von…, in der Nähe von…“. Mein Tuk Tuk Fahrer hat keine Ahnung und wir fahren mehrfach im Kreis bevor wir den Ort, es ist die Busstation, finden. Der Bus ist voll belegt, mit vielen Nepalesen. Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren, also mal wieder die Daunenjacke auspacken, Kältetraining für die hohen Berge. Statt einer Hupe hat der Bus eine amerikanische Polizeisirene, die der Fahrer praktischerweise auf Dauerbetrieb stellt. Die Straßen bestehen überwiegend aus Baustellen, Sand und Schotter. All das hält manche Fahrgäste nicht davon ab, schon nach fünf Minuten in lautes schnarchen zu verfallen. Zum Glück dauert die Fahrt nur siebeneinhalb Stunden bis zur Grenze.
Nach der Abfertigung auf der indischen Seite wird es unübersichtlich. Da mein Bus nach Kathmandu weiterfährt (weitere elf Stunden Gefriertruhe), ich aber in die Annapurna Region will, nehme ich mein Gepäck und spaziere zusammen mit einem brasilianischen Pärchen die Straße entlang über die Grenze, an einer Stelle wird ein kostenloser Corona Schnelltest gemacht. Dann geht es weiter zu Fuß, ein Jugendlicher übernimmt die Führung, auch wenn nicht klar ist, wohin es eigentlich geht. An einem Restaurant macht er halt und ein freundlicher Mann kümmert sich gegen eine kleine Gebühr um die Einreiseformulare, dabei füllt er ohne Nachfragen auch das Covid Formular, das Auskunft über meinen derzeitigen Gesundheitszustand geben soll, für mich aus. Nach wenigen Minuten drückt er mir einen Stapel Papier in die Hand und schickt mich eine Hütte weiter, wo der eigentliche nepalesische Beamte sitzt. Später sehe ich beide beim Tee zusammen sitzen, da hat sich eine effektive Symbiose gebildet, zusätzliche Einnahmen für den Restaurantbesitzer, weniger Arbeit für den Grenzbeamten. Der Jugendliche kümmert sich nacheinander um alles weitere, Geld tauschen, Busticket für die Weiterfahrt organisieren, ich gebe ihm indische Rupien, er schwingt sich aufs Fahrrad und kommt jeweils zehn Minuten später mit dem gewünschten zurück.
Der Bus Richtung Pokhara fährt eine Stunde später, pausiert für eine Stunde in Butwal um dann die Hänge eines Tals zu erklimmen, die Straße, wenn man sie so nennen kann, ist katastrophal. Die wenigen Kilometer bis zur Abzweigung nach Tansen dauern ewig. Von dort geht es mit einem kleinen Bus den steilen Hang zum Ort hoch, an einem scharfen Metallteil zerreiße ich mir noch die Hose, dann nach insgesamt 16 Stunden bin ich endlich da. Ein paar Tage Pause, bis es auf der kaputten Straße weiter geht nach Pokhara.