Nachtrag zu Helsinki
Es mag seltsam klingen, aber Helsinki erinnert mich von der Architektur sowohl an Stuttgart als auch an Glasgow. Mit erster Stadt gemein ist der gelegentlich schmutzige Rauputz der Fassaden und die Fundamente aus grobem Naturstein, mit zweiter der etwas düstere und klobige nordische Jugendstil und mit beiden die stellenweise hügelige Topografie, z. B. im Viertel Katajanokka, wo mein Hostel ist.
Im Hostel gibt es auch zwei, nach Geschlechtern getrennte Saunas, für die Finnen ein ganz wesentlicher und spiritueller Teil ihres Lebens, wie ich später im Nationalmuseum erfahre. In der Sauna ist es fast dunkel, dafür sehr kommunikativ, wer hat nimmt ein Bier mit hinein. Ausgeruht wird ganz pragmatisch auf der Bank der Umkleide, aus dem Lautsprecher dazu der passende Soundtrack: knarrendes Holz, peitschende Birkenzweige, das öffnen einer Bierflasche und passende Trinkgeräusche. So animiert, geh ich nach der Sauna mit einem Finnen und einem Norweger in eine Kneipe um ein doppelt teures Bier zu trinken.
Der Norweger, für den sein Getränk eher günstig ist, schreibt an einem Bühnenstück über die Schöpferin der Mumins, Tove Jansson. Über die hatte ich vor einer Woche eine Ausstellung im Museum HAM gesehen. Die Mumins kommen in Finnland gleich nach der Sauna. Finnisches Essen habe ich leider nicht kennen gelernt, aber da Finnen nie finnisch essen (so ein anderer Finne), habe ich wohl einiges richtig gemacht.
Ansonsten hat sich Helsinki vor kurzem eine avantgardistische Zentralbibliothek geleistet, ganz in der Nähe von Alvar Aaltos Finlandia Halle. Was schön ist: Helsinki besteht aus ganz vielen Inseln, das Meer ist also immer um die Ecke und zur Zeit findet die Biennale statt, auf einer Insel. Die Überfahrt erinnert ein wenig an die Biennale in Venedig, die Ausstellung selbst ist deutlich bescheidener. In Erinnerung bleiben die Installationen von Alicja Kwade. Dazu für meine letzten Tage tolles Licht und Wolkenstimmungen, aber mit 12 Grad und scharfem Wind etwas kalt. Zeit zu gehen.