Idyllisches Yousmarg
Es ist nicht leicht Informationen über Verkehrsverbindungen zu bekommen, Touristen scheinen grundsätzlich mit privatem Fahrer unterwegs zu sein, was als indische Großfamilie Sinn macht, aber als Alleinreisender teuer ist. Ins 30 km entfernte Bergdorf Yousmarg (übersetzt: die Wiesen von Jesus) muss ich vier verschiedene Fahrzeuge nehmen, also drei Mal umsteigen, die Fahrt dauert entsprechend zweieinhalb Stunden, kostet aber nur ein Zwanzigstel eines privaten Taxis und ist viel interessanter. In Yousmarg angekommen habe ich die Wahl zwischen Hotel und Homestay, der sich aber knapp zehn Kilometer entfernt befindet, also Koffer aufs Pferd und durch den Nadelwald, in dem Kühe grasen in ein Dorf namens Gogji Pathri.
Dort stellt sich heraus, dass meine Unterkunft kein Homestay, sondern das Haus eines Angestellten der Tourismusbehörde ist, mein Guide/Pferdeführer der Cousin und ich der erste Gast. Die Familie besteht neben dem männlichen Familienoberhaupt aus fünf selbstbewussten Frauen (der jüngste Sohn ist in Srinagar) und zwei sechsjährigen Zwillingen, entsprechend bekomme ich unentwegt Tee und Essen angeboten. Es ist schön beim Essen die Familie zu beobachten, die Frauen mit legerem Kopftuch, man isst auf dem Teppichboden und ausschließlich mit der rechten Hand (gar nicht so einfach), ohne Besteck. Die Familie spricht Kaschmiri, was nichts mit Hindi oder Urdu zu tun hat und ein wenig nach russisch klingt. Aussehen und Verhalten erinnern mich an Iran und auch ein wenig an Zentralasien. Die traditionellen Häuser bestehen aus mit Lehm verfugten Ziegeln, viele haben eine mit Lehm verschmierte kleine Öffnung, ein Bienenstock zur Honigproduktion.
Mit dem Cousin als Führer unternehme ich am nächsten Tag eine lange Wanderung zu einem See und wieder zurück zu den Weiden von Yousmarg wo mich das Spektakel aus uniformierten, braven Schulklassen und den wild aussehenden Pferdemännern aus den umliegenden Dörfern fasziniert.